| NICE Award, Statements

Prof. Dieter Gorny

Grußwort von Prof. Dieter Gorny beim NICE Award 2017

© BVMI/Markus Nass

Sehr geehrter Herr Bütof,

sehr geehrte Frau Stenros,

sehr geehrte Jury,

liebe Shortlist-Kandidaten und Kandidatinnen,

sehr geehrte Damen und Herren,

Die Fähigkeit zur Innovation ist ein direkter Indikator für ökonomische Entwicklung und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit. Studien belegen, dass Innovationen Strukturwandel und Wirtschaftswachstum vorantreiben. Die Innovationskapazität eines Landes ist eine wesentliche Voraussetzung für eine lebendige Gründerszene. Dies trifft auch auf Europa zu.

Die ehemalige britische Kultusministerin Tessa Jowell hat bereits 2005 in einer Rede festgestellt:

„Unsere Anstrengungen müssen auf unsere Stärken ausgerichtet sein, darauf, Mehrwert durch Innovation und Kreativität zu schaffen. Wir müssen in die Fähigkeiten und das Potential der Menschen investieren und ein Umfeld schaffen, in dem die Kreativität wächst und Unternehmergeist belohnt wird.“

Und sie ergänzte zutreffend:

„Gepaart mit der Tatsache, dass die Geschwindigkeit des technologischen Wandels so hoch und weitreichend ist wie nie zuvor in der Geschichte, rückt die Bedeutung unserer Kreativwirtschaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit.“

2016 hat der EU-Kommissar für Innovation eine Initiative für einen European Innovation Council gestartet. Im Thesenpapier steht:

„Ohne Innovation keine Zukunft Europas. Europa kann und muss in Sachen Innovation weltweit führend bleiben. Die Zukunft Europas wird in den Händen von Unternehmerinnen und Unternehmern liegen, denen es gelingt, die verschiedenen Welten – von Bits, Atomen, Neuronen, Genen und Kunst – miteinander zu verbinden und Geschäftsmodelle sowie soziale Innovationen so zu gestalten, dass sie einen hohen Nutzen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt mit sich bringen”

Diese zeitlich schon recht weit auseinanderliegenden Aussagen machen zweierlei deutlich:

1. Das Thema Innovation ist von gleichbleibend hoher Bedeutung!

2. Das Thema Innovation ist noch nicht da, wo es sein sollte!

Auch auf bundespolitischer Ebene sieht man das ähnlich. Matthias Machnig, Staatssekretär im BMWI, stellte unlängst fest:

„Die Stärkung von Innovationen und Investitionen muss klare Priorität haben.“

Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir von Innovationen sprechen?

Die OECD, die weltweit führende Forschungsinstitution der Industrieländer, hat im OSLO Manual die verschiedenen Typen von Innovation systematisiert und unterscheidet zwischen:

  • Produktinnovationen
  • Prozessinnovationen
  • Organisationsinnovationen und
  • Marketing-Innovationen.

Diese Differenzierung reicht jedoch nicht aus. Es ist offensichtlich, dass darüber hinaus die Entwicklung der spezifischen Umfelder für Innovation bis hin zur Änderung eingefahrener Denkprozesse nötig ist.

Das beschreibt auch Prof. Dr. Andreas Pinkwart – der NRW-Wirtschaftsminister – in einer unter seiner Leitung erstellten Studie der Leipzig Graduate School of Management, indem er u.a. die folgenden Handlungsfelder identifiziert:

1. Kultur

  • Unternehmerischer Wagemut sollte in der Gesellschaft positiver beurteilt werden.
  • Deutschland braucht einen Wandel der Fehlerkultur und der gesellschaftlichen Bewertung des Scheiterns, sodass sie Freiraum für neue Ideen und Gründungen zulassen.

2. Köpfe

  • Bereits in der Schule sollte verstärkt kreatives und unternehmerisches Denken handlungsorientiert vermittelt werden.
  • Verstärkte Vermittlung von gründungsrelevantem Wissen in Hochschulen und Universitäten sowie bessere fachbereichsübergreifende Vernetzung ist anzustreben.

3.Kapital

  • Die Verfügbarkeit von Chancenkapital muss weiter verbessert werden, es mangelt nach wie vor an einer hinreichenden Förderung durch Business Angels sowie ausreichender Finanzierung in späteren Unternehmensphasen.

4. Kooperation

  • Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft sollte zur Erhöhung des Innovationspotentials weiter ausgebaut werden. Das Bundeswirtschaftsministerium ist interessanterweise noch einen inhaltlichen Schritt weitergegangen, indem es unlängst eine Studie zu nichttechnische Innovationen veröffentlicht hat.

Hier heißt es unter anderem:

„Mit der Förderung von nichttechnischen Innovationen wird teilweise voll-kommenes Neuland betreten. Während technische Innovationen typischerweise durch eine längere unternehmensinterne Laborphase gehen und dann oft materiell fixiert sind, z. B. in Form eines neuen Motors, der einige Jahre so produziert wird, bedürfen nichttechnische Innovationen in der Regel vergleichsweise kurze unternehmensinterne Entwicklungsprozesse, reifen aber häufig erst in der Interaktion mit Nutzern vollständig aus. Hier ist also oft der Markt das Labor.“

Diese Beispiele zeigen die Vielschichtigkeit, Komplexität und Notwendigkeit eines zukunftsgemäßen und adäquaten Innovationsbegriffes, umso mehr, weil wir gelernt haben, dass Innovationen primär technologischer Natur sind und wir vorrangig immer noch entsprechend diskutieren und am Ende agieren. Das reicht aber längst nicht mehr, um den zukünftigen Herausforderungen gerecht werden zu können. Hier sind neue Impulse dringend nötig.

Hier schließt sich auch der Kreis zum NICE Award.

Auf Initiative des european centre for creative economy (ecce) wurde im Jahr 2013 in Dortmund das Netzwerk für Innovationen in Kultur und Kreativität in Europa (kurz NICE) von einer Arbeitsgemeinschaft aus 15 Städten, Universitäten und Einzelpersonen aus zehn Ländern initiiert; heute gehören ihm 32 Partner aus 15 Ländern an. Das Netzwerk wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Die vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierte jährliche Verleihung des NICE Award soll Innovationen durch die Kultur- und Kreativwirtschaft fördern, insbesondere solche, die sich im Weiteren auf die breitere Wirtschaft und Gesellschaft auswirken.

Das Preisgeld des NICE Award wird gemeinschaftlich von den Städten Bo-chum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gestiftet.

Thema des NICE Award 2017:

Die Schaffung einer inklusiven Welt – Ein Aufruf für transformative Innovationen. Globalisierung und Digitalisierung haben sich als Triebkräfte für Meinungsfreiheit und Austausch, für kulturelle Diversität und interkulturelle Toleranz erwiesen. Darüber hinaus werden Bürgerrechte, Teilhabe und gesellschaftliche Inklusion zunehmend zum Standard einer Politik, die für die Vision einer offenen, globalen und digitalen Gesellschaft ohne jede Form der Exklusion eintritt.

Eine wertebasierte Gesellschaft sollte auch in der Wirtschaft abgebildet werden von Akteurinnen und Akteuren, die ihre Entscheidungen auf den Grundlagen von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung treffen.

Daher waren im Rahmen des NICE Award 2017 Einzelpersonen, Teams und Organisationen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft eingeladen, überraschende und experimentelle Lösungen einzureichen, die dazu beitragen können, in unserer Hochgeschwindigkeitswelt der digitalen und globalen Umbrüche eine inklusive Gesellschaft zu schaffen.

Die Ergebnisse des diesjährigen Calls werden wir heute erleben.

Ich wünsche uns und Ihnen einen inspirierenden Abend voller innovativer Impulse und Ideen.