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Der #heimatruhr-Kongress am 10. November 2021

Wie können wir mit Kunst und Kultur Heimat gestalten?

Ministerin Ina Scharrenbach eröffnete den Kongress mit einer Keynote - Foto: © S. Becker

Am 10. November kamen in der Rotunde Bochum #heimatruhr-ProjektemacherInnen, GestalterInnen, ExpertInnen aus der Kunst- und Kulturszene, aus der Stadtentwicklung sowie aus Politik und Verwaltung zusammen, um über kreative Stadt- und Heimatgestaltung im Ruhrgebiet zu diskutieren. Neben den Gästen vor Ort waren OnlineteilnehmerInnen überwiegend aus verschiedenen Städten im Ruhrgebiet zugeschaltet. Moderator Johannes Meyer führte durch die Veranstaltung und wurde dabei von der Live-Zeichnerin Marie Jacobi begleitet.
Im Rahmen des vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG) geförderten Programms #heimatruhr entstanden in Kooperation mit dem Institut für Arbeit und Technik (IAT) und dem European Centre for Creative Economy (ecce GmbH) 42 sehr unterschiedliche Projekte in 16 Städten im Ruhrgebiet. 15 Projekte wurden bereits abgeschlossen. Jene Projekte, die sich noch in der Umsetzung befinden, laufen teilweise noch bis 2023.


„Wir waren überwältigt von den kreativen Ideen und dem starken Willen, neue Begegnungsorte im Ruhrgebiet zu schaffen!“, so Judith Terstriep, Projektverantwortliche des IAT. „Schön ist es, besonders viele Projekte zum Anfassen und zum Mitmachen erlebt zu haben. Sie wurden von den Kreativen für die BewohnerInnen im Quartier erdacht und sehr gut aufgenommen“, berichtete Marion Edelhoff, Prokuristin bei ecce. Auch Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen zeigte sich begeistert von der positiven Resonanz auf das Programm #heimatruhr und sprach den ProjektemacherInnen ihren besonderen Dank für die Realisierung der vielen kreativen Projekte aus.
 

#heimatruhr Projekte stellten sich vor

Nach ihrer Keynote bekam Ministerin Ina Scharrenbach bei einem Rundgang durch die Rotunde im direkten Dialog mit verschiedenen #heimatruhr-Projekten konkrete Einblicke in deren Arbeiten. Vier Projekte aus Hagen, Herne, Gelsenkirchen und Essen waren stellvertretend für die 42 #heimatruhr-Projekte in der Rotunde zu Besuch, um über ihre Aktivitäten zu berichten.
Dem "Hagen Mural Project" ist es durch die Gestaltung von Hagener Hausfassaden gelungen, das Stadtbild aufzuwerten. Die anfangs noch kritische Bewohnerschaft freut sich nun über das farbigere Stadtbild: „Das ist nicht nur schön fürs Auge, sondern auch schön fürs Herz!“ hat ein älteres Ehepaar aus der Nachbarschaft bei der Betrachtung der Kunstwerke gesagt, berichteten die ProjektinitatorInnen Javon Baumann und Lena Borowski.
Luxus mit Freiraum in Verbindung zu bringen, das hat sich Stefanie Thomczyk zum Ziel gesetzt. Im Rahmen des Projektes "Freiraumluxus für Kreative" wurden verschiedene Kunstaktionen in der Wanne-Eickler Innenstadt umgesetzt. Die anfänglichen Berührungsängste der Wanne-Eickler Nachbarn zu Kunst- und Kultur wurden durch das Projekt nach und nach abgebaut.  So spielte zum Beispiel eine Jazzcombo mitten auf dem Marktplatz, und auf dem Christusplatz rückte die nun etablierte Freiraumluxus-Fangemeinde mit Klappstühlen und Sekt an, um einem Konzert zu lauschen. Eine kleine Auswahl der Aktionen war auch beim #heimatruhr-Kongress zu sehen: zum Beispiel ein temporäres Sitz- und Gesprächsmodul, das die Kommunikation zwischen den BewohnerInnen Wanne-Eickels anregen sollte und ein Selfie Point mit den Madonnen über Tage.
Aus dem Kreativquartier Ückendorf machten sich Elisabeth Ledwig und Christoph Lammert mit dem Projekt "Neighboring Satellites" auf die Suche nach den benachbarten Satelliten, also nach weiteren Orten, an denen kreatives Potenzial zu finden sein könnte. An der ersten Station Rotthausen wurde ein leerstehendes Ladenlokal zur „Homebase“ umgewandelt.
Auch beim Projekt „Kreativort“ von Triebfeder e.V. aus Essen wurde ein Ladenlokal umfunktioniert zu einem Möglichkeitsraum, der zum Mitmachen einlädt. In dem so entstandenen „Frohnzimmer – Wohnzimmer in Frohnhausen“ wurden zum Beispiel ein besonderes Häkeltreff "Häkeln für die Weltmeere", eine Textilwerkstatt für AnwohnerInnen sowie verschiedene Gestaltungs- und Kreativworkshops für alle Altersstufen ins Leben gerufen. Hier entstanden auch eine Malmaschine auf Grundlage eines wieder verwendeten Grammophones und ein eigens konzipiertes digital-analoges Musikinstrument. Beides hatten die Projektemacherinnen Farina Fasse und Tabea Borchardt zum Ausprobieren zum Kongress mitgebracht.

 

Wir brauchen eine „Open Door Policy“ in der Stadtentwicklung

Im Anschluss an die vier Projektbeispiele wurde auf dem Panel aus theoretischer Sicht über Wirkung und Nutzen kreativer Stadt- und Heimatgestaltung diskutiert. Hierzu waren ExpertiInnen aus verschiedenen Fachrichtungen eingeladen: Die Urbanistin Sally Below aus Berlin; Irja Hönekopp, Vorsitzende des Wiesenviertel e.V. aus Witten; Svenja Noltemeyer von den Urbanisten e.V. aus Dortmund; Fabian Lollert vom Stadtbüro Lünen-Süd; der Leiter des Bereichs Kulturelle Stadtentwicklung & Kultur- und Kreativwirtschaft bei NEXT Mannheim, Matthias Rauch, und Prof. Reiner Schmidt von der Vernetzungsinitiative „Gemeinsam für das Quartier“. Partizipation und die sogenannte „Open door Policy“ wurden hier als besonders wichtig für eine kreative Stadtgestaltung erachtet, um auch Menschen zu erreichen, die sich gewöhnlich nicht mit Kultur und Kreativität beschäftigen. Außerdem wurde die Bedeutung eines gut funktionierenden Netzwerks deutlich gemacht, um möglichst viel gemeinsam bewegen zu können.

 

Ohne Kunst geht’s nicht 

Die Themen der Veranstaltung wurden anschließend in drei Online-Labs weiter vertieft. In Lab 1 „Ohne Kunst geht‘s nicht: Heimatgestaltung durch kreative Stadtentwicklung“ mit Svenja Noltemeyer und Viola Schulze Dieckhoff von den Urbanisten e.V. wurde über die Potenziale, Stärken und Bedarfe aktivierender Stadtgestaltung diskutiert. In Lab 2 „Der öffentliche Raum als Wohnzimmer der Vielen“ mit Johanna-Yasirra Kluhs von Interkultur Ruhr und dem Theaterregisseur Faraz Baghaei ging es darum, den öffentlichen Raum als einen offenen Ort zu denken, der gleichzeitig Schutz für alle BürgerInnen bieten soll. In Lab 3 „building common spaces: der öffentliche Raum als Allgemeingut und seine Aktivierung durch urbane Kunst“ mit dem freien Kurator Georg Barringhaus wurden am Beispiel der „Transurban Residency“ und des „CityLeaks Urban Art Festivals“ künstlerische und kollaborative Strategien zur Aktivierung öffentlicher Räume vorgestellt.

 

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