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Interview mit Dr. Tom Fleming (TFCC)

Das NICE-Netzwerk stellt vor: Die Tom Fleming Creative Consultancy, einen globalen Akteur aus Großbritannien.

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Wie entstand die Idee zu Ihrer Kreativ-Beratungsfirma? Warum erkannten Sie dafür einen Bedarf?

Ende der 90er Jahre arbeitete ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Programm, um die Entwicklung der Kreativwirtschaft im Vereinigten Königreich zu erforschen und sie mit aufkommenden Methoden in ganz Europa zu vergleichen. Im Jahr 2000 war ich dann daran beteiligt, eine neue Entwicklungsagentur für Kulturindustrien im Stadtteil East London zu gründen, was viel inspirierendes Engagement bei vielen Kreativunternehmen und Kulturorganisationen in einem inspirierenden und sich verändernden Teil der Stadt mit sich brachte. Diese beiden Tätigkeiten ließen mich den Bedarf an einer neuen Art von kreativer Beratung erkennen: eine, die eng mit der Branche verbunden ist und die von der Besonderheit der Städte und Regionen und der Rolle der Kreativwirtschaft und des Kultursektors bei ihrer Umgestaltung inspiriert war. Zu diesem Zeitpunkt suchten öffentliche Stellen in Großbritannien und Europa nach evidenzbasierten Ansätzen, um herauszufinden, wie Wachstum und Innovationen in der Kreativwirtschaft unterstützt werden können. Es bestand und besteht der Wunsch, neue Ansätze zu entwickeln, z.B. für die kulturgeleitete Regeneration, für kreative Zentren und Gruppen, einschließlich einer Talentförderung und Spillovers. Mit diesen Möglichkeiten im Hinterkopf, entstand die Beratungsfirma, die das Ziel hatte, in einem Portfolio aus Projekten und Programmen etwas zu bewegen.

Auf welche Hindernisse sind Sie während der Entwicklung gestoßen?

Die größten Hindernisse lagen in der Bewältigung eines wachsenden Kundenportfolios bei gleichzeitiger Rekrutierung von Mitarbeitern mit den für eine Vielzahl von Bedürfnissen erforderlichen Fähigkeiten. Zuerst bestand die Beratungsfirma nur aus meiner Person, dann entwickelten wir international ein Team und ein Netzwerk aus Mitarbeitern und bauten dieses weiter aus.

Woran arbeiten Sie derzeit?

Wir verfügen über ein dynamisches Projektportfolio, teilweise mit langjährigen Kunden. International arbeiten wir weiterhin mit der UNESCO, der Europäischen Kommission, der Weltbank und dem British Council  zusammen. In jüngster Zeit wurden Strategien zur Kreativwirtschaft und Basisstudien in Brasilien, Malaysia, den Philippinen, Vietnam und Ägypten durchgeführt. Wir beginnen gerade mit einigen wichtigen Evaluierungs- und Grundlagenstudien zur Kreativwirtschaft für Indonesien, die subsaharischen Länder Afrikas und für Lateinamerika. Wir beraten auch Bewerberstädte zur Europäischen Kulturhauptstadt, darunter Oulu 2026 in Finnland, und es läuft eine Reihe von Projekten in Portugal, Armenien, den Niederlanden, dem Libanon, Peru und China. Wir freuen uns auch sehr, Gründungsmitglied des neuen European Cultural Policy Designers Network zu sein. In Großbritannien sind wir mit mehreren ortsbezogenen Kulturstrategien und Grundlagenstudien zur Kreativwirtschaft beschäftigt, darunter mehrere in London, Lancashire Exeter, Preston, Swansea und Lincoln. Zur Evaluierung eines langfristigen ortsbezogenen Kulturansatzes in Luton arbeiten wir zudem mit dem Arts Council England zusammen und haben kürzlich eine Studie über die Auswirkungen öffentlicher Kulturinvestitionen für die Platzgestaltung abgeschlossen.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?

Oberste Priorität hat nun die Eröffnung unseres neuen Büros in Porto. Wir errichten ein Büro in einer fantastischen Stadt, die wir über mehrere Jahre und mehrere Projekte hinweg zu schätzen gelernt haben. Es ist auch eine Reaktion auf die BREXIT-Katastrophe. Wir sind ein europäisches Unternehmen und wollen das nicht nur feiern, sondern auch sicherstellen, dass wir innerhalb der Europäischen Union einen Rechtsstatus besitzen. Es stehen außerdem einige spannende neue Projekte an, darunter eine Kreativwirtschaft und Kulturstrategie für Kuwait sowie eine Reihe internationaler Vortragsverpflichtungen.

Wie können kulturelle und kreative Interessensgruppe Ihrer Ansicht nach von Netzwerken wie NICE profitieren?

Der Aufbau von Vertrauen, des Profils und der Vernetzung des Sektors ist von entscheidender Bedeutung. Die Kreativbranchen sind relativ zerstückelt (auch wenn sie zunehmend zusammenwirken). NICE kann dabei helfen, zielgerichtete Begegnungen in der gesamten Branche zu vermitteln, den Dialog zu fördern und zum Aufbau von Anwendergemeinschaften beizutragen. Es kann auch dazu beitragen, das Bewusstsein für die Rolle und den Wert des Sektors für Regierungen und Investitionspartner zu schärfen.

Zum NICE Award: Worin besteht das Potential von internationalen Lösungen / einer internationalen Zusammenarbeit, eine bessere Gesellschaft zu schaffen?

Sie sind so unglaublich wichtig – und zwar um zur Anregung des interkulturellen Dialogs beizutragen, um Talente von verschiedenen Orten zu fördern und um die sozialen Auswirkungen der kreativen Praxis zu bestimmen. Wenn wir das soziale Kapital der Branche nicht aufbauen, werden wir die Tür für so viele Talente schließen und das Innovationspotenzial der Kreativwirtschaft verkümmern lassen.

 

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