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Wie tragen Kunst und Kultur zum Klimaschutz bei?

Dieser und weiteren Fragen ging ecce auf Einladung der Stadt Gelsenkirchen beim transnationalen Projekttreffen des URBACT Netzwerks C-Change in Águeda, Portugal, nach.

© ecce

 

C-Change - ein europäisches Transfernetzwerk für klimabewusstes und nachhaltiges Handeln

Das Transfernetzwerk C-Change vereint sechs europäische Städte, die im Rahmen des Förderprogramms URBACT - Driving change for better cities über zwei Jahre Strategien, Programme und Best Practices für eine klimafreundliche Stadtentwicklung und Sensibilisierung für Klimaschutz diskutieren, adaptieren und umsetzen. Dabei geht es vor allem auch darum Institutionen und VertreterInnen aus Kunst und Kultur zu involvieren und gemeinsam Strategien und Anreize für bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln. Um dies bestmöglich zu erreichen, hat jede der beteiligten Städte eine Urbact Local Group (ULG) ins Leben gerufen, die aus lokalen VertreterInnen von Kunst- und Kulturinstitutionen und AkteurInnen der Kultur- und Kreativszene besteht und die europäischen Impulse auf die regionale Ebene übertragen soll – ecce ist Teil der ULG Gelsenkirchen/Ruhrgebiet und vertrat diese in Águeda.

Impulse von alten Bekannten: Julie's Bicycle

Bereits zum dritten Mail kam das Netzwerk zu einem intensiven Arbeitstreffen unter Leitung der Stadt Manchester, die das Netzwerk als Good Practice begleitet und Expertinnen der Umweltorganisation Julie’s Bicycle, die seit über 12 Jahren Städte, Organisationen und Unternehmen in Nachhaltigkeitsstrategien hin zu einem klimafreundlichen Wirtschaften berät, zusammen. Julie’s Bicycle ist übrigens auch im Ruhrgebiet dem ein oder anderen bereits bekannt: die Initiative wurde im Rahmen des NICE Awards 2016 mit einem Sonderpreis für Klimaschutz ausgezeichnet, 2018 veranstaltete Julie’s Bicycle auf Einladung von ecce einen Klimaworkshopfür AkteurInnen der Kultur- und Kreativszene in Gelsenkirchen. 

Praktische Beispiele für Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb

Gastgeber war in diesem Fall die Stadt Águeda im Zentrum Portugals, die das beste Beispiel dafür ist, dass es bei innovativen Formaten und klimafreundlichen Strategien nicht zwangsläufig auf die Größe einer Stadt ankommt. Einmal im Jahr findet dort das Festival AgitÁgueda statt, bei dem sich die Stadt in buntes Treiben hüllt, Installationen, Street Art, Konzerte und Mitmach-Initiativen stehen einen Monat lang auf dem Programm – seit einigen Jahren vermehrt auch mit Fokus auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Konsequenterweise wird auch bei der Festivalorganisation selbst nachhaltig gearbeitet: das Festival wurde in den letzten Jahren zunehmend plastikfrei, Ressourcen, die beim Festival gebraucht werden, werden danach Kunst- und Kulturvereinen zur Verfügung gestellt, die diese in verschiedenen Kontexten wiederverwenden. Außerdem sind Mitmach- und Bildungsaktionen rund um Klimaschutz tragender Teil des Programms.

Wie große städtische Events und Kulturfestivals nachhaltiger gemacht werden können, wurde beim Treffen auch an Beispielen aus anderen Städten diskutiert. So wird auch der Manchester Day, eine jährliche Stadtparade in der ehemaligen Industriestadt, von Jahr zu Jahr nachhaltiger: die Wagen und Figuren der Parade werden ausschließlich aus recyceltem Material hergestellt und ohne Motoren oder Strom betrieben, d.h. geschoben und gezogen, auf mitgebrachte Mehrwegbecher gibt es an den meisten Verkaufsständen Rabatt und AnbieterInnen von Speisen verpflichten sich darauf plastikfrei und mit Pfandsystem zu arbeiten.

...und wie sieht es im Ruhrgebiet aus?

Auch aus dem Ruhrgebiet und den TeilnehmerInnen der ULG konnte in dieser Hinsicht viel berichtet werden: so setzt die Szeniale, das Festival der freien Künste in Gelsenkirchen, die dieses Jahr erstmalig stattfand, ebenfalls auf Nachhaltigkeit: bewachte Fahrradparkplätze und ein Shuttleservice sollten die BesucherInnen dazu ermutigen nicht mit dem Auto anzureisen, auf Konfetti, Luftballons und Glitzer wurde verzichtet und Speisen und Getränke von anliegenden Gastronomien angeboten, um Müll so weitestgehend zu vermeiden. Ein weiteres interessantes Vorhaben ist die Materialverwaltung an der Ruhr, die testweise im Rahmen des Ausstellungsformats Ruhr Ding von Urbane Künste Ruhr präsentiert wurde und langfristig etabliert werden soll. Dabei handelt es sich um einen gemeinnützigen Fundus aus Requisiten und Material aus Film-, Theater- und Kunstproduktionen, die kreativ wieder- und weiterverwendet werden sollen. Ein Vorhaben, dass Nachhaltigkeit in Kunst- und Kulturproduktionen gerade im dicht vernetzten Ruhrgebiet sinnvoll fördern würde.

Das Projekt C-Change läuft noch bis November 2020 und ecce ist gespannt auf weitere Impulse, die in diesem Rahmen in der ULG diskutiert und praktisch umgesetzt werden und berichtet an dieser Stelle über weitere Entwicklungen.