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Was machen eigentlich... die Urbanauts?

2014 gewannen die Urbanauts mit dem Projekt "Grätzlhotel" den NICE-Award. Wie hat sich das Projekt seitdem entwickelt?

© Vladimir Wegener/ecce

Seit 2013 wird der NICE-Award an innovative Projekte vergeben, die neue technische oder soziale Entwicklungen mit kreativen Mitteln bearbeiten oder nutzbar machen. Einige dieser Konzepte und Entwürfe erschöpfen sich nach ein paar Jahren, andere entwickeln sich weiter, wachsen und dienen bestenfalls wiederum als Vorbild für weitere, spannende Ideen. Ein Beispiel aus der letzten Kategorie ist das österreichische Team der Urbanauts, die mit ihren „Grätzlhotels“ ein Gewinner des NICE-Award 2014 waren.

Das Projekt bewegte sich an der Grenze von Design, Stadtteilentwicklung und Entrepreneurship: Ausgangspunkt waren die Grätzl, die – ähnlich der Berliner Kieze – das Stadtbild Wiens prägen. Dabei handelt es sich um traditionell gewachsene Viertel mit eigenem Charakter, die ihren Ursprung häufig in eingemeindeten Dörfern haben. Um dieses ursprüngliche Flair zu bewahren und die charmanten Eigenarten auch für TouristInnen erfahrbar zu machen, begannen die Urbanauten, leerstehende Ladenlokale in individuell gestaltete 4-Sterne-Hotels umzubauen.

Symbiotischer Erlebnistourismus mit Lokalkolorit

Um den Bedürfnissen der nach Authentizität suchenden modernen StadtnomadInnen, aber auch denen der Gräzl-BewohnerInnen, gerecht zu werden, suchten die Urbanauten vor Ort KooperationspartnerInnen. Sie fanden diese in der lokalen Gastronomie und in benachbarten EinzelhändlerInnen, die als „Fellows“ eingebunden wurden, um die Gäste kulinarisch, kompetent und persönlich zu beraten. Anders als im herkömmlichen Hotel, bieten die „Street-Lofts“ keine Empfangstheke, keine eigene Bar und auch keine Vollpension im Haus. Somit stehen sie auch nicht in Konkurrenz zu lokalen Geschäften, sondern gehen eine symbiotische Beziehung ein, von der alle Beteiligten profitieren.

Um den eigenen Charme jedes Viertels zu erhalten und auch die historische Dimension der Umnutzung nicht unerwähnt zu lassen, orientieren sich sowohl Name als auch Einrichtung der einzelnen Suiten am vorherigen Bestimmungszweck der Räumlichkeiten. So gibt es mittlerweile den "Galeristen“, den „Lampenbauer“, den „Kapitän“, den „Schlosser“, die „Fischhändlerin“ und viele mehr.

Quo vadis, Urbanauts?

Seit den Anfängen und dem ersten Erfolg hat sich das Projekt stetig weiterentwickelt und vergrößert: Mittlerweile umfasst das Portfolio der URBANAUTS Hospitality GmbH in Wien 27 individuell gestaltete Wohneinheiten – und es werden stetig mehr. Mit der „etagerie“ wachsen die Urbanauten über den Parterre-Flair der ursprünglichen Grätzl-Hotels hinaus und bieten nun in Linz und Wien auch Apartments in gehobenem Stockwerk (sowie Ambiente) an. Mit „hideauts“ bietet das Unternehmen außerdem mehre Apartments für gestresste Stadtmenschen in einem alten Bauernhaus in der Toskana an. Allen Projekten gemein ist die wunderbar an ursprünglicher Nutzung und spezieller Atmosphäre orientierte Inneneinrichtung und das Bestreben, temporäre BesucherInnen und BewohnerInnen eines Ortes zusammenzubringen – angesichts der Problematik "overtourism" ein hehres Ziel.