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Summercamp 2022 – Hänsel und Gretel verirren sich ins Wiesenviertel

Jugendliche und internationale Künstler*innen nahmen im Wittener Wiesenviertel das Publikum mit auf eine Reise in Grimms Märchenwelt

© Daniel Fischer

Wenn der Winter das Land fest im Griff hat, ein paar warme Gedanken an den letzten Sommer: zehn Tage intensive Arbeit mit Jugendlichen aus vier verschiedenen europäischen Ländern und internationalen Künstler*innen führten am 31. August 2022 zum Open Air Stationstheater “Hänsel &Gretel” des Summercamps der Projektfabrik gGmbH im Wittener Wiesenviertel, gefördert im Rahmen des Programms Kreativ.Quartiere Ruhr durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Wie man mit Märchen über sich hinauswächst.

Die Relevanz alter Geschichten

Im Summercamp 2022 kamen junge Teilnehmende aus Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland im Wiesenviertel zusammen, tauchten in die Geschichte von Hänsel und Gretel ein und erarbeiteten gemeinsam eine Performance. Aufgeteilt in fünf Gruppen begleiteten internationale Künstler*innen aus den Bereichen Theater, Tanz, Musik, Performance und Installation die insgesamt 45 Teilnehmenden.

Martin Kreidt, künstlerische Leitung der Projektfabrik gGmbH, äußert sich begeistert über die Zusammenarbeit und das Geschaffene: „Ich glaube, alle die am Summercamp mittelbar oder unmittelbar teilnahmen, haben einen Ausnahmezustand erlebt – im positiven Sinne. Wenn junge Menschen aus verschiedenen Ländern zwei Wochen lang an einem komplexen Performance-Projekt arbeiten, entsteht genau das, was die Vorlage, das grimmsche Märchen von Hänsel und Gretel beschreibt: ein Wachsen, eine Souveränität, ein gemeinsamer Reichtum, der bleibt. Niemand der/die dabei war, wird diese Zeit vergessen.“

Ziel der mehrtägigen intensiven Arbeit war es, einen eigenen Blick auf die faszinierenden und gleichzeitig irritierenden Themen des Märchens zu werfen und diese neue Sichtweise dann spielerisch in die Stadt zu tragen. Am 31. August 2022 wurde die Weisheit der alten Geschichte in Form einer Open Air Stationstheaterinszenierung in die heutige Welt getragen - denn diese braucht sie nach wie vor. Zwei Aufführungen bildeten imposante Veranstaltungen im öffentlichen Raum des Wiesenviertels.

 

Über Länder- und Sprachgrenzen hinweg Gemeinsames schaffen

Anhand des in vielen Ländern bekannten Märchens „Hänsel und Gretel“ setzten sich die Projektmacher*innen und Jugendlichen mit dem Prozess des Erwachsenwerdens auseinander. Die Lust und die Freude an europäischer Zusammenarbeit, an den vielschichtig verzahnten Kulturen, die ein so reiches großes Ganzes bilden, machten das Erlebnis aus. Hierbei ging es um das gestaltende Individuum – denn es schafft, inspiriert und verändert die Welt, es ermächtigt sich selbst und schafft Gemeinsamkeit.

In einer Zeit, der sich überlagernden Krisen setzten die Projektmacher*innen des Summercamp 2022 ein positives Zeichen: Es ist möglich über Länder- und Sprachgrenzen hinweg Gemeinsames zu schaffen. Und das bereichert, inspiriert und führt weiter. Wenn das Ziel ein öffentlicher Auftritt und der Weg dahin die theatralische, tänzerische, performative und musikalische Arbeit ist – also letztlich etwas Zweckfreies, Immaterielles, Nicht-Kommerzielles – kann der Fokus auf der Sache an sich, auf dem gemeinsamen Prozess liegen.

Text: Projektfabrik, ecce GmbH