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NICE Award Kandidat Folkwang Lab über "Kennen wir uns?"

"Kennen wir uns?" ist ein interdisziplinäres Projekt, das die Lebensqualität von Menschen mit Demenz für und zusammen mit ihnen verbessern soll. Prof. Carolin Schreiber von der Folkwang Universität der Künste erklärt die Idee hinter dem Projekt.

© Sabrina Hilfer

Welcher Herausforderungen nimmt sich Ihr Projekt Ihrer Meinung nach an?

Wir sind davon überzeugt, dass die „wirklichen ExpertInnen“ für Demenz die Menschen sind, deren Leben von Demenz betroffen ist (an Demenz Erkrankte, ihre Verwandten, PflegerInnen). Um neue Lösungen für die Verbesserung der Lebensqualität mit Demenz zu finden, brauchen wir interdisziplinäre Teams von kreativen Leuten, die mutig und einfühlsam sind und die Ideen übertragen können, die zusammen mit den „wirklichen ExpertInnen“ im Rahmen eines partizipativen Designprozesses in ihren Privaträumen entwickelt wurden. Jungen Leuten die Methoden des partizipativen Designs beizubringen ist essentiell, um auf soziale Herausforderungen, wie Überalterung, zu reagieren und einen nachhaltigen Wandel in der Produkt- und Dienstleistungsentwicklung herbeizuführen.

Inwieweit tragen Kultur und Kreativität zum innovativen und inklusiven Charakter Ihres Projektes bei?

StudentInnen verschiedener Nationalitäten in den Kontext von Demenz zu bringen, wo sie auf die unterschiedlichsten älteren Menschen treffen, erschwert das Finden einer gemeinsamen „Sprache“ und die Gestaltung realistischer und praktischer Lösungen. Partizipative Designmethoden mit offenem Ausgang, wie Mockup-Tests, greifbare Dinge, kulturelle Untersuchungen und kreatives Beobachten, helfen StudentInnen und ihrem Gegenüber ihre Sichtweise zu kommunizieren. Anhand dieser Methoden haben sie gemeinsam bereits ein Spiel für Tablet-Computer, ein Musikinstrument und Werkzeug für PflegerInnen, ein nicht-digitales Spiel, eine kritische Fotokampagne, um über Demenz aufzuklären uvm. erfunden.

Bitte beschreiben Sie die transformativen Potenziale Ihres Projektes und beschreiben Sie seinen innovativen Charakter.

Nach der Präsentation fingen viele StudentInnen an, in der Tagesbetreuung, in Tierheimen, mit Geflüchteten und sozial Benachteiligten, in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen zu arbeiten und nutzen dort partizipative Designmethoden. Die wissenschaftlich-analytische Herangehensweise und die kreativ-praktischen Kenntnisse, die zusammen mit Nicht-DesignerInnen in ihrer privaten Umgebung erworben wurden, sind die Triebkräfte für innovativen sozialen und praktischen Output. Das Forschungsteam arbeitet an anleitenden Programmen für den Gesundheits- und Pflegesektor, um das im Projekt erarbeite Wissen dort umzusetzen und partizipative Designmethoden für Jedermann nutzbar zu machen.

Die Folkwang Universität der Künste ist für den diesjährigen NICE Award nominiert. Alle Projekte der Shortlist sehen Sie hier.