| News, Kreativ.Quartiere Ruhr, Hagen

Müll & Mode – Upcycling im Workshop-Projekt Made in Wehringhausen

Weil Müll in der Stadt mehr und mehr zur Herausforderung wird, hat es sich der Hagener Mode-Designer Chandra Prakash Jha zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln von Grund auf zu stärken. Doch nicht mit einem Lernangebot, das vermutlich sowieso nur jene wahrnehmen würden, die bereits sensibilisiert sind. Stattdessen setzt er an bei einem Thema mit wesentlich mehr Zugkraft: Mode. Im Rahmen eines Workshops lernen Kinder und Jugendliche, wie sie aus alter Kleidung und vermeintlichem Müll Kleider und T-Shirts entwickeln – mit abschließender Fashion-Show. Das funktioniert großartig.

 

© Serkan Akin/ecce

 

Fashion macht Spaß – auch und erst recht nachhaltig gedacht

Rund 15 Kinder und Jugendliche trudeln an einem Samstagmorgen nach und nach im Hagener Kulturzentrum Pelmke ein. Die meisten von ihnen sind zwischen 7 und 10 Jahren alt und kommen in Begleitung ihrer Eltern. Dabei zeigt sich die große Vielfalt des Viertels – die Gespräche vor Beginn laufen in mindestens vier verschiedenen Sprachen ab. Das Team mit vielen ehrenamtlichen HelferInnen ist bestens darauf vorbereitet und deckt gemeinsam alle relevanten Sprachen ab. So findest jedes Wort Gehör und jeder fühlt sich mit seinem persönlichen Background respektiert.

Zunächst begrüßt Björn Leste – Mit-Initiator und organisatorischer Kopf hinter dem Projekt – die Gruppe. Dann übernimmt Prakash Jha und zeigt anhand eines Videos, wie cool nachhaltige Mode sein kann. Er nimmt seine Mission sehr ernst, spricht darüber, was Umwelt eigentlich bedeutet, und zeigt auch Bilder von Müllbergen aus der Nachbarschaft. In Diskussionen über Mülltrennung bekommt die Gruppe ein Gefühl für ihre persönliche kleine Verantwortung. Dann folgt der Startschuss für die Arbeitsphase und plötzlich beben die Workshop-Räume vor Tatendrang: An verschiedenen Stationen werden eifrig T-Shirts auseinandergeschnitten und neu zusammengenäht, Schmetterlinge und Streifen aus Milchtüten, Chips-Packungen und anderem Müll geschnitten und T-Shirt-Drucke vorbereitet. Alles für eine große Fashion-Show.

 

Dialog statt Vorurteil – und vor allem respektvolles Miteinander

Während Prakash Jha redet und im Umgang mit den Kindern spürt man, wie wichtig ihm das Thema ist. Die Idee zum Workshop kam ihm, weil er immer wieder Müll vor seinem Büro hatte. Doch er möchte nicht verurteilen – vielmehr sucht er den respektvollen Dialog, um Ursachen zu identifizieren und Lösungen zu finden. Beim Runden Tisch im Quartiersmanagement Wehringhausen traf er auf Björn Leste, der ihn alsbald bei seinen Ideen unterstützte. Gemeinsam konnten sie das Projekt „Made in Wehringhausen“ schließlich im Rahmen des Förderprogramms Kreativ.Quartiere Ruhr verwirklichen.

 

Der Tag verläuft sehr gut, doch Prakash Jha macht sich keine Illusionen: „Mit drei Workshops sind wir keine Götter.“ Es sind vielmehr die kleinen Erfolge, die hier zählen. Wenn zum Beispiel wenig später ein Kind vor den Mülltonnen steht, kurz zögert und sich dann für die richtige entscheidet. Außerdem macht es Spaß und zwei der Mädchen haben bereits den Entschluss gefasst, ihr eigenes Label zu gründen. Das wäre allerdings ein riesiger Erfolg. Wenn auch in ferner Zukunft.

 

Hagen-Wehringhausen ist nicht Berlin – doch Chandra Prakash Jha ist aus gutem Grund hier

Die Shows für Prakash Jhas Modelabel Cocccon finden in Berlin und München statt – es wäre also nur logisch, den Lebensmittelpunkt in einer dieser Metropolen zu verankern. Doch Prakash Jha liebt Wehringhausen. Er mag den Spirit des kreativ-bunten Quartiers und fühlt sich hier wohl. Außerdem liegt in Wehringhausen der Ursprung der Neuen Deutschen Welle – gegenüber von seinem Büro hat Nena gewohnt. Kein Wunder, dass er viel lieber seine Geschäftspartner aus aller Welt hierher einlädt, um ihnen die Besonderheit des Standortes zu zeigen. Und wenn er in die weite Welt muss, steigt er eben in den Zug. Hagen verfügt über eine gute ICE-Anbindung – bis nach Basel.

Und dass Wehringhausen in Sachen nachhaltige Mode die Nase vorn hat, zeigt sich am 06. Oktober 2018. Dann startet nämlich die große Fashion-Show, bei der die Ergebnisse der drei Workshops vorgestellt werden. Infos zu den kostenlosen Tickets gibt es auf der Website zum Projekt:

www.madeinwehringhausen.de