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Mode mit Mut zur Grenzüberschreitung

Unter dem Label Bella Radikal verbindet die Modedesignerin Isabella Schuh traditionelles Handwerk mit spannenden Zukunftstechnologien, um so neue Ausdrucksformen in die Modewelt zu bringen.

© Sebastian Becker

Im Rahmen der Individuellen Künstlerinnen- und Künstlerförderung (IKF) hat sie ihren Blick noch ein wenig weiter über den Tellerrand hinausgewagt und sich mit neuen Techniken beschäftigt, die in ihre künftige Kollektion einfließen – und schließlich gar zur Gründung eines Start-ups führen.

Der Name ist Programm – unverhoffter Freiraum radikal genutzt.

Die kleine Werkstatt im Atelierhaus Schützenbahn 19/21 in Essen bietet viele buntgemischte Eindrücke – und erzählt doch nur einen kleinen Ausschnitt aus den vielfältigen Erfahrungen der letzten Monate. Denn Isabella Schuh hat die Freiräume der IKF-Förderung genutzt, um neue Grenzen für ihre Arbeit auszuloten. Unter anderem mit einigen Wochen in Amsterdam, um am dortigen FabLab umfassendes Know-how zu sammeln und damit ihr modeschöpferisches Repertoire zu erweitern. So hat sie beispielsweise gelernt, wie man Seide mithilfe von Bakterien einfärbt und wie man einen elektronischen Kreislauf für Lichteffekte an Kleidungsstücken baut und programmiert. Wobei sie Letzteres künftig lieber den Profis überlässt, um bei ihrer nächsten Kollektion keine Kompromisse eingehen zu müssen.

Durch die starke Kreativszene in Amsterdam und eine Fülle an Workshops konnte die Modedesignerin einen intensiven künstlerischen Austausch genießen. Sie hat viel experimentiert – mit verschiedensten Naturmaterialien, mit Silikon, mit besonderen Verfahren wie dem Pleating (Origami-Muster, die gedämpft werden, damit der Stoff die gewünschte Form beibehält). Und mit High-end-Technologien wie dem Lasercutter und der CNC-Fräse. Alles in allem hat sie so eine riesige Fülle an Wissen und Inspirationen mit nach Hause gebracht, die nun als Basis für zukünftige Projekte und für den Aufbau eines eigenen Unternehmens dienen.

Von der Künstlerin zur Start-up-Gründerin

Für viele Künstlerinnen und Künstler ist es nicht selbstverständlich, sich ungezwungen und experimentierfreudig ihrer künstlerischen Weiterentwicklung widmen zu können. Ihren Platz in der Kunstwelt hat sich Isabella Schuh hart erarbeitet: Über einen Auslandsaufenthalt in Spanien findet sie zunächst den Weg an die dortige Kunstschule und kann später mit einem Studium am Design Department Düsseldorf anknüpfen. Als Teil des Künstlerkollektivs Freiraum und als im Essener Atelierhaus ansässige Künstlerin entwickelt sich ein breites Netzwerk und über ein Praktikum beim Londoner Modelabel Mary Katrantzou kuratiert sie schließlich die Ausstellung Pearls of Delphie für den Art Walk 2014 in Essen. Das eröffnet ihr neue Wege für ihre eigene futuristische Abschluss-Kollektion Planet Radikal, mit der sie bei der Platform Fashion 2016 in Düsseldorf großes Aufsehen erregt und das Interesse einiger Modemagazine weckt. Trotzdem ist es nicht einfach, sich als freie Kostümbildnerin und Stylistin den Lebensunterhalt zu sichern.

Die Mitteilung zur IKF-Förderung gibt ihr neuen Freiraum und eine dankbare Gelegenheit, um sich wieder ganz auf die eigene Mode zu fokussieren. Beworben hatte sie sich auf Anraten eines Kollegen und ihr Antrag überzeugt die Jury. Der sechsmonatige Förderzeitraum ist wertvoll für sie und bietet die Basis für neue Perspektiven. Die sehen in der Tat fantastisch aus: Denn das Stipendium war über die Inspiration für die neue Kollektion hinaus schließlich die Initialzündung für ihr eigenes Start-up. Motiviert durch die vielseitigen Eindrücke aus Amsterdam bringt sie in enger Zusammenarbeit mit dem 3D Druckzentrum Ruhr das Textile Lab Ruhr auf den Weg, das künftig unter anderem Spezialtextilien für Film- und Theaterproduktionen sowieso Consulting und Coaching im B2B-Sektor anbietet. Auf diese Weise kann sie ein nachhaltiges Geschäftsmodell etablieren und sich zugleich finanzielle Unabhängigkeit und damit auch die langersehnte künstlerische Freiheit ermöglichen.

Neue Kollektion im Anmarsch – aber noch streng geheim

Die junge Modedesignerin ist ein Mensch, der in seinen Ideen richtig aufblüht, wenn der entsprechende Freiraum dafür gegeben ist. Schon während des Stipendiums genießt sie es mit Materialien wie Lichtwellenleitern zu hantieren, die mit ihren bisherigen Mitteln nicht finanzierbar gewesen wären. Doch langsam ist es an der Zeit, die frischen Erkenntnisse mit der geplanten neuen Mode-Kollektion zu vereinen. Was genau uns dabei erwartet, möchte sie noch nicht verraten. Man darf jedoch gespannt sein – sobald der Präsentationstermin steht, wird er hier bekannt gegeben.

 

Text: Marius Hanke

 

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