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Klangvolle Experimente und Gemeinschaftsgeist

Die Neue Musik Zentrale als kreativer Hub im Kreativ.Quartier City Nord.Essen.

© Hanna Fink

Im Herzen des Kreativ.Quartiers City Nord.Essen ist Aufbruch spürbar. Hier öffnet die Neue Musik Zentrale seit Februar 2022 ihre Türen für zeitgenössische Musik und deren benachtbarte Disziplinen – eine wachsende Musikszene, die mit neuen Klängen, Formen und Techniken experimentiert. Wie sich mit Unterstützung des Programms Kreativ.Quartiere Ruhr, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, ein freier Raum etabliert, der sowohl Musiker*innen als auch Passant*innen zum Ausprobieren und Mitmachen einlädt.

Die White Box am Viehofer Platz

Die Neue Musik Zentrale ist eine White-Box der Gesellschaft für Neue Musik Ruhr e. V., in der sich Interessierte oder einfach nur Neugierige für experimentelle und Neue Musik treffen, um gemeinsam Kunst zu erfahren oder sich auszutauschen. Seit 1989 setzt sich der Verein für Neue und experimentelle Musik im Ruhrgebiet ein und veranstaltet, auch gemeinsam mit anderen Akteur*innen, Konzerte, Workshops, Ausstellungen oder Residenzen. So verbrachten die Komponisten Adrian Laugsch und Philipp Henkel jeweils zehn Tage in der Zentrale und zeigten ihre Werke im November 2023 während des  Präsentationskonzerts rundlauf, neben Werken anderer Essener Komponist*innen. Darüber hinaus fanden zwei Workshops statt, in denen Kinder und Jugendliche Musikinstrumente bauten und Musikprogrammierung kennenlernten.

Ein Blick ins Fenster

Mit vindu verwandelte sich die Fensterfront der Neuen Musik Zentrale von Februar bis Oktober 2023 in einen lebendigen Ausstellungsraum, der innerhalb eines Monats sechs Ausstellungen und Performances präsentierte. Zu sehen gab es eine interaktive, audiovisuelle Installation von Lukas Becker, fotografische Arbeiten von Maja Bjelic, Sonnenuntergangskonzerte von Levin Eric Zimmermann und eine Klanginstallation von Anna-Lea Weiand sowie eine Buchinstallation von Rabia Caliskan.

Meret König, die zusammen mit dem Kollektiv MARTHA das Projekt „Gloomy Sunday" umsetzte, ist fasziniert vom Schaufenster der Neuen Musik Zentrale: „Im Oktober durfte ich, gemeinsam mit dem Kollektiv MARTHA, im Schaufenster der GNMR arbeiten, residieren, experimentieren und aufführen. Ich erinnere mich an späte Stunden im Glimmen der Straßenlaternen, neugierige Blicke von Passant*innen und in der Mitte unser Bühnenbild, ein naturalistisches Schlafzimmer. In unserem Projekt „Gloomy Sunday“, ging es um Schlaflosigkeit und wache, einsame Stunden in tiefen Nächten. Genau so waren auch unseren Proben, tiefnächtlich, ein bisschen einsam, aber immer in Beisammensein mit der Nachbarschaft und dem Rauschen des Verkehrs. Es war sehr produktiv für unser Projekt direkt im Schaufenster zu proben und zu arbeiten, um uns mit diesem Gefühl des halb-privat und halb-ausgestellt bekannt zu machen."

Neue Musik Zentrale 2024

Auch im Jahr 2024 geht es im Rahmen von Kreativ.Quartiere Ruhr weiter. Die GNMR veranstaltet intime Konzert'treffs' und lädt Musiker*innen ein, um für oder mit Zuhörenden zu musizieren. Die Neue Musik Zentrale plant auch einen tänzerischen Austausch auf europäischer Ebene: ein Duo kommt aus Athen, um mit einem Essener-Duo eine Tanz-Musik-Performance zu erarbeiten und zu zeigen. Außerdem sind zwei Künstler*innen aus den Sparten „Instrumentalkomposition“ und „Klangkunst“ eingeladen, im Rahmen der GNMR-Residenz einige Tage in der Neue Musik Zentrale kompositorisch zu arbeiten.

Die „Listening-Session“ ermöglicht einen lockeren Austausch und das Kennenlernen von neuen Menschen und neuer Musik zur Stärkung der Community. Immer eine*n andere*r Gastgeber*in wählt die Musik aus. Bei „Back-Feed“ zeigen Menschen ähnlich wie in einer Jam-Session ihre eigene Arbeit, sind jedoch nicht zwangsläufig an instrumentale Kombos gebunden, sondern können sich alleine oder gemeinsam ausprobieren und dabei Feedback einholen – sei es für geschriebene Partituren, elektronische Musikversuche, instrumentale oder vokale Experimente. Darüber hinaus können sich Menschen künstlerischer Studien- und Ausbildungsgänge regelmäßig in einer Selbsthilfegruppe treffen. Menschen, denen Zukunftssorgen, das Leben am Existenzminimum, künstlerischer Druck, belastende Erfahrungen im Arbeitskontext und mehr den Alltag erschweren, finden hier eine Gemeinschaft, um sich in geschützten Rahmen auszutauschen, zu unterstützen und Impulse zu bekommen - oder auch einfach ein offenes Ohr.

Freut euch auf ein spannendes und ereignisreiches Jahr 2024 in der kleinen, aber feinen Neuen Musik Zentrale am Viehofer Platz!

Text: Neue Musik Zentrale/ecce GmbH