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Interview mit Paolo Montemurro von Materahub in Italien

Paolo Montemurro, Project Area Director (Projektbereichsleitung) Materahub über das Projekt "Arts & Humanities Entrepreneurship Hubs"

© AHEH

Wie ist die Idee zu „Arts & Humanities Entrepreneurship Hubs“ entstanden? Wieso haben Sie einen Bedarf erkannt?

Die Idee zu dem Projekt entstand im Rahmen der Tätigkeiten, mit denen Materahub  Unternehmer im kulturellen und kreativen Bereich dabei unterstützt, ihre Organisationen und Projekte nachhaltiger zu gestalten, und aus der Arbeit zur Gründerausbildung auf allen Ebenen der EU-Gesellschaft. Wir erkannten, dass die Beschäftigungszahlen in manchen Fakultäten sehr gering sind und sich akademische Lehrkräfte sowie Studierende zu stark auf die Inhalte ihrer Studiengänge konzentrieren, so dass Softskills und andere Fähigkeiten auf der Strecke bleiben — zum Beispiel unternehmerische Kompetenzen, die ihnen das Leben und den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern und sie auch für Unternehmen aus anderen Branchen, also nicht unbedingt nur aus dem kulturellen oder kreativen Bereich, interessanter machen könnten. Wir hatten die Möglichkeit, mit ProfessorInnen von der Trinity Saint David University of Wales zusammenzuarbeiten, die den Wert unserer Idee schnell erkannten und aufgrund ihrer Arbeit in der Gründerausbildung bereit waren, ein Konsortium aus Organisationen mit Erfahrung sowohl in Kultur und Kreativität als auch in der Gründerausbildung zu leiten.

Europa erlebt ein Wachstum im kreativen und kulturellen Bereich, doch während sich die Kreativwirtschaft (d. h. Videospiele, Design, Videoerstellung usw.) bereits auf unternehmerische Aspekte konzentriert, ist die Kulturbranche (die sich mit Kunst, Literatur usw. befasst) seltener zu einer wirtschaftlichen Sicht auf das eigene Unternehmen bereit. Aus diesem Bedarf heraus ist das AHEH-Projekt entstanden.

Welche Hindernisse galt es in der Entstehungsphase zu überwinden?

Das größte Hindernis besteht darin, in Europa eine Sensibilisierung dafür zu erreichen, dass die Geisteswissenschaften den Weg für verschiedene andere Fähigkeiten bereiten müssen, die in den Studiengängen derzeit nicht vermittelt werden. Zudem gilt es, Unternehmen stärker bewusst zu machen, dass sie Mitarbeiterinnen benötigen, welche die Arbeit im Unternehmen mit ungewöhnlichen und auch aus dem geisteswissenschaftlichen Hintergrund heraus geborenen Ideen auf unterschiedlichste Weise angehen. Das ist nicht leicht, aber wir finden immer mehr Unternehmen, die sich für unseren Ansatz interessieren.

Wie sieht der aktuelle Stand des Projekts aus? Könnten Sie es bereits umsetzen, wie viele Personen haben sich bislang beteiligt?

Das Projekt befindet sich in der Anfangsphase. Wir führen eine europaweite Untersuchung durch, um zu ermitteln, ob es ähnliche Beispiele für Kreativ-Hubs an geisteswissenschaftlichen Fakultäten gibt, und fragen unsere Zielgruppen (Studierende, AbsolventInnen, akademische Lehrkräfte, Unternehmen) nach ihrer Meinung zum Angebot von Gründerausbildung in ihren Fakultäten. Nach dieser ersten Phase werden wir zur Umsetzung und Entwicklung neuer Schulungsangebote für Studierende übergehen und akademischen Lehrkräften vermitteln, wie man ein Kreativ-Hub aufbaut. Zeitgleich führt die Partnerschaft eine starke Kampagne zur Vermittlung und Sensibilisierung durch. Diejenigen, die unsere Umfragen beantworteten und mit denen wir Interviews geführt haben, können als erste Zielgruppe unseres Projekts gelten; bislang sind das mehrere Hundert in den sieben beteiligten Ländern.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Das Projekt sieht die Entwicklung einer Schulung für die vier Ziele vor, die Schaffung eines virtuellen Raums, in dem den Teilnehmenden Bildungsangebote und soziale Interaktion geboten werden, sowie das erste „Netzwerk“ für die sieben Arts & Humanities Entrepreneurship Hubs, die eingerichtet werden sollen. Dann werden wir das Bildungsangebot in Spanien testen und ein offizielles Netzwerk für die Kreativ-Hubs starten.

Welche Vorteile bieten Netzwerke wie NICE Ihrer Ansicht nach für den Kultur- und Kreativbereich?

Das NICE-Netzwerk  zeigt beispielhaft, wie durch den Zusammenschluss von Fachleuten und Organisationen aus verschiedenen Ländern in einem bestimmten Bereich, in diesem Fall die Kultur- und Kreativbranche, ein europäischer Mehrwert entstehen kann. Das Wissen darum, wie etwas in einem anderen Land gehandhabt wird, der Austausch von Erfahrungen und Vorlagen, die Möglichkeiten, zusammen an gemeinsamen Zielen und Bedürfnissen zu arbeiten, sind Beispiele für den Mehrwert, den eine Mitgliedschaft im Netzwerk bietet.

 

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