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Innovation durch Zusammenhalt

Warum das Wittener Wiesenviertel auf gemeinschaftliche Projektarbeit setzt.

Kreativ.Quartier Witten Wiesenviertel © ecce GmbH

Text: Lisa Marie-Eggert
Veröffentlicht am 23. März 2024 in der WAZ

Im Wiesenviertel ist in diesem Jahr wieder einiges los. Mit fast 100.000 Euro soll das beliebte Viertel 2024 gefördert werden. Das Geld stammt aus dem Programm „Kreativ.Quartiere Ruhr“ des NRW-Kulturministeriums. Dafür können sich zum Beispiel Initiativen oder Künstlerinnen und Künstler bewerben. Die Art und Weise, wie Witten die Mittel beantragt hat, dürfte in ganz NRW einmalig sein.

Wittener Wiesenviertel: Jedes Projekt wurde bewilligt

„Das, was in Witten passiert ist, ist etwas Besonderes“, sagt denn auch Joscha Denzel, Vorsitzender des Wiesenviertel e.V.. Damit möglichst viele Projekte die Förderung erhalten können, hat der Verein sämtliche Initiativen gemeinsam an einen Tisch gebracht. „Normalerweise wäre das eine Konkurrenzsituation“, sagt der 30-Jährige. „Aber hier haben sich alle im Vorfeld abgesprochen und vorher geklärt, wer wie viel Geld braucht.“

Im vergangenen Jahr übernahm der Wiesenviertelverein dann die Koordination für die gemeinsame Antragstellung aller Initiativen aus Witten im Rahmen der Landesförderung. Durch dieses abgestimmte Vorgehen „konnte wirklich jedes beantragte Projekt bewilligt werden“, sagt Denzel. Für viele kleine Projekte hat der Verein außerdem die Trägerschaft übernommen.

Neues Kulturzentrum geplant

Die Fördermittel ermöglichen es, die großen Unikat-Räume an der unteren Bahnhofstraße 63 in ein soziokulturelles Zentrum umzugestalten. Durch eine Zusammenarbeit mit dem Hochschulwerk Witten/Herdecke e.V. strebt die Initiative „Aufbruch B 63“ eine langfristige Nutzungsperspektive für das Areal an. „Es soll ein Ort für alle werden“, sagt Sophie Große-Wöhrmann, Geschäftsführerin des Hochschulwerks.

Geplant sind Angebote zu nachhaltiger Entwicklung, etwa durch die Beteiligung des Wittener Repair-Café, des Vereins “Weniger e.V.” und der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt “Radgeberin”. Da das „Roxi“ mit seiner Kulturbühne im Knut‘s zurzeit aus baulichen Gründen nicht nutzbar sei, sollen verschiedene Veranstaltungsreihen erst einmal ins „B 63“ ziehen. Workshops des Projekts „sieben:viertel“ der Uni Witten/Herdecke ergänzen das Programm, ebenso ein interaktives Café.

Von dem bewilligten Geld profitieren ebenso die „dyke nights“ (lesbisch-queere Barabende) und die feministische Gruppe. Neu dabei ist das „Netzwerk Nachbarschaftshilfe”, das sich auf die Beratung pflegebedürftiger Menschen spezialisiert hat. Im „raum café“ sind außerdem Literaturveranstaltungen geplant. Einen Zuschuss bekommt auch das kleinste Hinterhof-Theaters Wittens, das „Art Absurdum“, genauso wie das „IVORY Kollektiv“, das die „Awareness“-Arbeit fördern will. Dazu zählen sichere (Party-) Räume für alle Menschen. Außerdem möchte Schauspielerin Britta Lennardt junges Publikum mit einer mobilen Kindertheaterreihe begeistern.

Der Verein „Meisterwerk Mensch“, veranstaltet zusammen mit dem inklusivem Café Krümelreich drei generationenübergreifende Quartierspicknicks im Voß’schen Garten. Finanziell unterstützt wird auch die „Projektfabrik“, die ein internationales Sommercamp im September organisiert. Die Initiative „Tausche Bildung für Wohnen“ kümmert sich um die Hochbeete im Wiesenviertel.

Das Fördergeld soll auch in eine Teilzeitstelle für die Geschäftsführung des Wiesenviertelvereins und in einen Teil der Jahresmiete für das „lokal“ fließen. Im Rahmen des Projekts „Mobiles Wiesenviertel“ werde zudem eine mobile Küche entstehen, die gemeinsames Kochen und den Austausch untereinander ermögliche, sagt Vorsitzender Joscha Denzel. Auf diese Weise soll der Stadtentwicklungsprozess im Wiesenviertel weiter vorangetrieben werden.