Welche nachhaltige Zukunftsvision gibt es für die Innenstadt? Unter dem Motto „Zukunft der Zentren – Kulturelle Perspektiven für Innenstädte“ diskutierten kulturelle AkteurInnen und KünstlerInnen bei der 9. Kulturkonferenz Ruhr am 23. September über die Potenziale und Möglichkeiten für die sich im Wandel befindenden Innenstädte.
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Die Innenstädte erfahren einen kontinuierlichen Rückgang der BesucherInnen-Anzahl. Dieser Trend verstärkte sich durch die seit 2019 bestehende Covid-19-Pandemie: Online-Shopping und Homeoffice hinterlassen unbelebte Zentren und Leerstand. Leere Räume bedeuten aber auch Chancen und neue Möglichkeiten für eine kulturelle Nutzung. Dazu ist es wichtig, die vielen verschiedenen AkteurInnen zusammenzubringen, mit dem gemeinsamen Ziel die Innenstädte wieder attraktiver zu gestalten.
Macht was aus Leerstand!
Im Rahmen der Kulturkonferenz fanden am Nachmittag sechs Workshops und eine Diskussionsrunde statt. ecce war Gastgeber des Workshops Nr. 3: „Macht was aus Leerstand! – Kreativschaffende und künstlerische Interventionen in Innenstädten“. Nach einem kreativen Impuls der Referentinnen Reinhild Kuhn (Projektleiterin Designwirtschaft bei Dortmund Kreativ), Anna Dobrucki (Projektmanagerin bei Urbane Künste Ruhr), Sarah Rissel (Vorsitzende bei Insane Urban Cowboys e.V.) sowie Doreen Mölders (Museumsleiterin des LWL Archäologie Museums) entwickelten die Teilnehmenden des Workshops Ideen für die Bespielung von Leerstand.
Mit Lego Serious Play zur Idee
Dazu stellten sich die Teilnehmenden die Frage, wie kreative Interventionen im Stadtraum wirken können. Ganz konkret diskutierten sie über das leerstehende Café des LWL Archäologie Museums sowie dessen Vorplatz, der sich zur Herner Innenstadt öffnet. Dazu entwickelten sie Ideen mit direkten Ortsbezug. Innerhalb eines World Cafés wendeten die Teilnehmenden u. a. die Design Thinking-Methoden Lego Serious Play und Visitor Box an. Folgende Ideen sind dabei für das Museumscafé unter Berücksichtigung der verschiedenen Zielgruppen und Voraussetzungen im Café entstanden: ein Co-Working-Space, ein Repaircafé für RadfahrerInnen und SkaterInnen, Kochevents, auf das Museum verweisende Lichtinstallationen sowie kleine Gärten mit Sitzgelegenheiten für den Vorplatz des Museums.
Kreative Entwicklung von Schlüsselimmobilien
Eine besondere Herausforderung im Kontext innerstädtischer Transformationsprozesse stellen sog. „Schlüsselimmobilien“ wie ehemalige Kaufhäuser und zunehmend vom Leerstand bedrohte Einkaufszentren dar. Diese Immobilien, die über viele Jahrzehnte die Frequenz für die Innenstädte brachten, müssen an geänderte Bedingungen angepasst und mit neuen Narrativen aufgeladen werden. Dazu veranstaltete die Initiative „Gemeinsam für das Quartier“ als Teil der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI)- unter der Leitung von Prof. Reiner Schmidt und Dr. Ulrich Berding den Workshop Nr. 6: „Transformation kultivieren – ko-kreative und ko-produktive Entwicklung von Schlüsselimmobilien“. Über 20 ExpertInnnen aus Stadt- und Immobilienentwicklung, Handel, Banken und Wirtschaftsverbänden, zivilgesellschaftlichen Initiativen, Soziokultur, Kultur und Kreativwirtschaft diskutierten mit Gästen der Kulturkonferenz Ruhr über die Potentiale und Herausforderungen dieser Groß-Immobilien für die Betreiber und die betroffenen Kommunen. Dabei entstandene erste Ansätze für Konzepte und Akteurskonstellationen sind Bausteine auf dem Weg zur Kultivierung von Transformationsprozessen und der Beförderung einer am Gemeinwesen orientierten Eigendynamik. ecce ist Teil der Vernetzungsinitiative und war im Panel vertreten durch Marion Edelhoff (Verwaltungsleiterin).
Die diesjährige Kulturkonferenz Ruhr war eine gemeinsame Veranstaltung des Regionalverbands Ruhr (RVR) und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen – in 2021 in Kooperation mit der Stadt Herne. Dementsprechend fand die Konferenz am 23. September 2021 im Kulturzentrum Herne statt. Digital und vor Ort haben rund 300 Gäste teilgenommen.
Text: ecce