Die Gelsenkirchener Künstlerin Gabi Rottes hat einen krassen Umbruch hinter sich – denn vor knapp vier Jahren beschloss sie, noch einmal ganz neu anzufangen. Ihre vielversprechende Karriere als Architektin und Führungskraft in einem großen Konzern hat sie kurzerhand gegen ein Kunststudium in Essen eingetauscht. Nun gibt ihr die Individuelle Künstlerinnen- und Künstlerförderung (IKF) die Freiheit, eine Brücke zwischen ihrem alten Leben und der Kunst zu bauen. Dafür widmet sie sich auf spannende Weise ihrem Lieblingsarchitekten Ludwig Mies van der Rohe und überführt seine Werke in neue Dimensionen.
Bestehendes lösen und neu zusammenzusetzen – in zweifacher Hinsicht
Für Gabi Rottes ist das Projekt ein Befreiungsschlag aus ihren ursprünglichen Zwängen. Nicht mehr nur nach Regeln handeln, sondern wieder ganz vertrauen auf das eigene Gefühl. Loslassen von der Effizienz, die in der Unternehmenswelt ständig im Vordergrund steht. Das Pareto-Prinzip eintauschen gegen den Luxus, sich endlich Zeit nehmen zu dürfen für Perfektion. Den Dingen Zeit geben, Ideen reifen lassen. Zugleich hat sie wieder zur Architektur zurückgefunden – verbindet nun ihre 30 Jahre Berufserfahrung mit frischen Betrachtungsweisen und Möglichkeiten. Nimmt Bestehendes auseinander und setzt es auf wundersame Weise neu zusammen. Das gilt für ihr Leben ebenso wie für ihre Vorgehensweise als Künstlerin.
Sechs Monate hat sie insgesamt Zeit, um im Rahmen der IKF in die Arbeit des Architekten Mies van der Rohe einzutauchen und ausgewählte Gebäude in Form von animierten Videocollagen neu zu inszenieren. Dafür reist sie zu seinen Wirkstätten rund um Chicago und zum Haus Tugendhat in Brünn/Tschechien. Dort sammelt sie wertvolle Eindrücke und erstellt Fotos und Videoaufnahmen. Einige der Bilder landen anschließend an der Büro-Wand der Künstlerin. So kann sie sich einen ersten Überblick verschaffen und Gedanken sortieren, bevor es an die Weiterverarbeitung geht. Ein langwieriger Prozess, wie sich noch herausstellen wird.