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Erster Musikwirtschafts-Gipfel in Berlin

Erstmals diskutierten die Spitzen der bedeutendsten deutschen Musikbranchenverbände und –institutionen komprimiert mit der Bundesregierung über die Rahmenbedingungen für Musikschaffende. Prof. Dieter Gorny hielt einen Impulsvertrag über die Weiterentwicklung der Musikförderung in Deutschland.

GastgeberInnen Agenda Musikwirtschaft © Tagesspiegel Verlag
GastgeberInnen Agenda Musikwirtschaft © Tagesspiegel Verlag

Was braucht der deutsche Musikmarkt, um weiterhin kreativ und wettbewerbsfähig zu bleiben? Diese zukunftsweisende Frage stand im Fokus der Konferenz „Agenda Spezial – Der Musikwirtschafts-Gipfel“ am 14. Juni 2018 im Tagesspiegel-Haus in Berlin, bei der die wichtigsten 15 Verbände und Institutionen der Musikbranche öffentlich mit hochkarätigen VertreterInnen der Bundesregierung und Opposition diskutierten.

Die Spitzen der Verbände trugen in 5-minütigen Beiträgen ihre Forderungen an die Politik vor, die vom Fachpublikum direkt per Abstimmung bewertet und anschließend von VertreterInnen aus Politik und Wissenschaft diskutiert wurden. Das Neue an diesem Konferenzformat ist, dass erstmals VertreterInnen aus allen Teilen der Musikwirtschaft ihre Kernforderungen bündelten und gemeinschaftlich der Bundesregierung vorstellten. Dabei verfolgten die RepräsentantInnen der Musikbranche das Ziel, die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Musikwirtschaft in den Vordergrund zu rücken und lösungsorientiert mit der Politik darüber zu sprechen, wie bessere Rahmenbedingungen für die Musikschaffenden in Deutschland geschaffen werden können. Die von Ulrich Amling, Kulturredakteur beim Tagesspiegel, moderierte Konferenz gliederte sich in vier Themenblöcke: "Regulierung von Online-Plattformen", "Steuern und Abgaben", "Musikförderung" und "Umwelt und Infrastruktur".

Eröffnet wurde der Gipfel durch Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters. Sie machte darauf aufmerksam, dass die Digitalisierung nicht nur Fragen der Finanzierbarkeit von Inhalten, sondern auch die Inhalte selbst betreffe, da im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit 'catchy bits' in der ersten halben Minute eines Songs entscheidend seien. Im Kontext der digitalen Plattformen sei es nötig, eine Rechtsgrundlage zu schaffen, die Plattformen vorschreibe, die UrheberInnen von Musik angemessen zu beteiligen, wie es auch im Koalitionsvertrag festgelegt sei. "Angesichts des unfairen, kultur- wie wirtschaftspolitisch absolut inakzeptablen Ungleichgewichts zwischen den Erträgen digitaler Plattformen einerseits und denen der Künstler und Kreativen andererseits ist es überfällig, bei der Regulierung von Plattformen andere Saiten aufzuziehen", erklärte Grütters und sicherte zu, dass sie sich in den kommenden Trilog-Verhandlungen für eine neue E-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt stark machen werde. Auch das ebenfalls im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel, die Künstlersozialversicherung zukunftsfähig zu machen, nannte Gütters als wichtige Maßnahme zur Stärkung der Position von selbständigen KünstlerInnen und Kreativen.

Prof. Dieter Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der Initiative Musik, hielt einen Impulsvertrag über die Weiterentwicklung der Musikförderung in Deutschland. "Musikkultur – Musikwirtschaft – Musikalische Bildung. Alle brauchen deutlich mehr Förderung!", so Gorny. Er regte eine bessere Abstimmung der Förderbereiche an: "In einer digitalen Gesellschaft und digitalisierten Kulturwirtschaft hängt die Entwicklung der Musik sowohl kulturell als auch ökonomisch entscheidend von einer intensiveren Förderung und besseren Abstimmung der Einzelbereiche ab. Sie eröffnet eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Zukunft hier in Deutschland und in Europa." Die Debatte zur Musikförderung, mit Themen wie z.B. Musikalische Bildung, regionale Vielfalt und Musikexport, dreht sich auch um die Nachwuchsförderung junger MusikerInnen. So sollten Kleinstkonzerte, die die kulturelle Vielfalt von Rock, Pop und Jazz als identitätsstiftende Erlebnisse schaffen, unbürokratisch bezuschusst werden.

Die Musikwirtschaftsgipfel wurde durch Prof. Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Veranstaltungswirtschaft, initiiert und wurde mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch das deutsche Popmusikförderbüro Initiative Musik unterstützt.