Das Eis der Riesen schmilzt
''Yuraq Janka'' ist der Quechua-Name für die peruanische Gletscherregion. Quechua ist die einheimische Sprache, die immer noch überwiegend in Gemeinden außerhalb der spanischsprachigen Städte gesprochen wird. Der spanische Name der majestätischen Gletscher lautet ''Cordillera Blanca''; sie liegen in den nördlichen Anden Perus und gehören zu der höchsten Gebirgskette des amerikanischen Kontinents. Jedoch ist ihre Erscheinung nicht von Dauer, denn der Klimawandel zeigt auch hier seine Auswirkungen. Die einst ewig und unzerstörbar wirkenden Gletscher transformieren sich zu einem unvorhersehbaren Risikogebiet – das Eis schmilzt und die Regenzeiten verändern sich sehr schnell. Das hat existenzielle Konsequenzen für die BewohnerInnen dieser Region, die jetzt schon lernen müssen, sich diesen Veränderungen anzupassen. Das Gletscherwasser dient als Trink- und Nutzwasserquelle sowie als Energiequelle für Strom und ist somit eine überlebenswichtige Ressource für die Menschen vor Ort. Doch die wenigsten verstehen was mit ihrer Heimat geschieht. Der Begriff Klimawandel ist vielen bekannt, jedoch haben sie kaum Zugang zu fundierten Informationen darüber. Gerüchte und falsche Theorien verbreiten sich.
Der peruanische Bergführer Saúl Lliuya aus der Region der Cordillera Blanca hingegen weiß sehr gut über den Klimawandel und seine Auswirkungen Bescheid. Seine Stadt Huaraz ist besonders gefährdet durch eine potenzielle Sturzflut als Folge von Schmelzwasser, das in einen höhergelegenen See fließt. Er fordert Gerechtigkeit. Als Vertreter der BewohnerInnen der Stadt Huaraz hat er gemeinsam mit der NGO Germanwatch und verschiedenen vor allem deutschen WissenschaftlerInnen und AnwältInnen 2015 eine Klimaklage gegen den deutschen Energieversorgungskonzern RWE eingereicht. Ziel ist es, dass Schutzvorrichtungen für die BewohnerInnen der Stadt von RWE, entsprechend ihres Anteils am Klimawandel, bezahlt werden. RWE steht in dieser Klimaklage stellvertretend für die sogenannten ''Carbon Majors'' der Erde und wurde von Germanwatch für eine Musterklage vorgeschlagen. Dieser Fall könnte zukünftig als Präzedenzfall für weitere Klimaklagen dienen.