| Regionales Kultur Programm NRW

30. blicke filmfestival des ruhrgebiets

2022 feiert das blicke filmfestival des ruhrgebiets sein 30-jähriges Bestehen. 30 Jahre Festivalgeschichte ist auch lebendige Ruhrgebietsgeschichte. Was die Menschen der Region bewegt – etwa der Strukturwandel, Migration oder Umweltschutz – spiegelt sich seit jeher in den Festivalfilmen.

 

© blicke film festival

RÜCKSCHAU 2022

Jubiläumsprogramm
Im November 2022 fand die 30. Ausgabe des blicke filmfestivals im endstation.kino im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer statt. Aktuelle Filme aus dem Ruhrgebiet, ergänzt um ausgewählte Arbeiten aus ganz Deutschland, wurden gemeinsam mit Filmemacher*innen und Publikum diskutiert. Die vergangene Ausgabe des Festivals stand im Lichte des 30sten Jubiläums – ein Anlass, auf die Festivalgeschichte zu blicken und eine Auswahl der Filme auf die Leinwand zu bringen, die das Festival geprägt haben. So hat sich das Festivalteam in das eigene, ca. 1.000 Titel umfassende Filmarchiv begeben, den Bestand systematisch erfasst, vergessen geglaubte Filme wiederentdeckt und digitalisiert.
Zwei Veranstaltungen fanden anlässlich des Jubiläums bereits vor der offiziellen Festival-eröffnung statt: Im Kunstmuseum Bochum zeigte blicke audiovisuelle Arbeiten des Bochumer Medienkünstlers Daniel Burkhardt. Außerdem lud das Festival gemeinsam mit dem Stadtarchiv Bochum zu einem Abend mit ausgewählten Filmen aus den ersten zehn Festivalausgaben ein. Die Filme wurden im Stadtarchiv präsentiert und anschließend ausführlich mit den Filmemacher*innen diskutiert. Auch am Eröffnungsabend, ausgerichtet in der großen Halle des Bahnhofs Langendreer, gab es bei einem Sonderprogramm die Gelegenheit, die skurrilsten Filme der Festivalgeschichte (wieder) zu sehen.

Wettbewerb: Einreichungen und Preisträger
Mit mehr als 330 Filmeinreichungen markiert die 30. Festivalausgabe erneut einen Höchststand, was die Resonanz auf die jährliche Ausschreibung angeht. 2020 und 2021 wurden rund 250 Filme für die jeweilige Festivalausgabe eingereicht. Die fünfköpfige Auswahl-kommission stellte insgesamt 27 Filme zu acht Programmen zusammen. 15 dieser Titel hatten das Ruhrgebiet direkt zu Thema oder wurden von Filmemacher*innen produziert, die einen biografischen Bezug zur Region haben.
Die Filmbeiträge nahmen aktuelle politische Themen wie Migration, die Fluchtroute Mittelmeer, postkoloniale Positionen, den Krieg in der Ukraine oder den Braunkohltagebau in den Blick, beschäftigten sich mit Familiengeschichten und setzten sich mit aktuellen technologischen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz auseinander und boten dem Publikum und den anwesenden Filmemacher*innen bei den moderierten Filmgesprächen viel Gesprächsstoff. Bei der Preisverleihung wurden sechs Filme von der Jury, der Auswahlkommission und dem Publikum ausgezeichnet:

Der ein-blicke-Preis ging an NICHTS NEUES ( 2021, 81:00 Min.) von LENNART HÜPER.

Der aus-blicke-Preis wurde an den Film LOWER AMBITIONS (2021, 7:26 Min.) von IREM SCHWARZ vergeben.

Der gender&queer-Preis, gestiftet von der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum, ging an den Film CRUISER (2021, 22:00 Min.) von NILS RAMME & FELIX BARTKE.

Der Film FEDERDING (2021, 19:53 Min.) von TIANLIN XU wurde mit dem trailer Ruhr-Preis Weitblick ausgezeichnet.
Mit dem Fundstücke-Preis, gestiftet vom vom Rotary Club Bochum-Hellweg e.V, zeichnete außerdem die Auswahlkommission des Festivals den Film SUMMER FLING (2022, 24:51 Min.) von JASMIN PREIẞ aus.

Das Festivalpublikum wählte LUDGER – EIN FRAGMENTARISCHES PORTRAIT EINES LIEDERMACHERS (2022, 30:00 Min.) von FLORIAN PAWLICZEK zum Lieblingsfilm und vergab so den Publikumspreis, gestiftet vom Bahnhof Langendreer.

Rahmenprogramm
Beim Themenprogramm „The Future That Never Happened: Utopien des Internets“ lag der Fokus auf der Geschichte des Internets und den damit verbundenen Wünschen, Hoffnungen und Versprechungen. Vier filmische Arbeiten bildeten die Grundlage der Diskussion mit Expert*innen aus Medienkunst und -wissenschaft und dem Publikum.
Die blicke-Exkursion führte mit dem Bus nach Mülheim an der Ruhr zur Camera Obscura. Bei einer Führung konnte die größte Lochkamera der Welt und zahlreiche historische Exponate rund um die Vorgeschichte des Films erkundet werden.
Beim Netzwerktreffen tauschten sich Filme- und Filmfestivalmacher*innen über ihre Vor-stellungen eines fairen Filmfestivals und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung aus. Ein zentrales Anliegen der Filmemacher*innen, die Entrichtung von Leihgebühren für Filmvorführungen in Festivalkontexten, konnte durch Einsparungen im Bereich Technik umgesetzt werden.
Während der fünf Festivaltage hatten die Festivalgäste die Möglichkeiten, blicke-Festivalplakate aus 30 Jahren Festivalgeschichte in einer Sonderausstellung zum Jubiläum wieder zu sehen. Außerdem war eine Auswahl früherer Festivaltrailer in einer besonderen Medienkunstinstallation auf der Empore des Kinocafés zu bestaunen: Eigens für blicke realisierte das Bochumer Licht- und Medienkunstduo scheinzeitmenschen eine Installation aus mehreren Bildschirmen, auf denen die Trailer früherer Festivalausgaben zu sehen waren.

 

blicke unterwegs
Neben den 17 Veranstaltungspunkten während der Festivalzeit, richtete blicke unterjährig mehrere Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten im gesamten Ruhrgebiet aus. So war blicke im Rahmen des Medienkunstfestivals FUTUR21 im April 2022 auf der Dortmunder Zeche Zollern zu Gast und zeigte im Rahmen des Jubiläumsfestes des Bahnhofs Langendreer einige Kurzfilme aus dem Festivalarchiv. blicke beteiligte sich außerdem mit Filmvorführungen an der ExtraSchicht in Essen und am Tag der Trinkhallen in Gelsenkirchen. blicke war zudem Teil einer Kooperationsveranstaltung des Netzwerk Filmkultur NRW im Rahmen der Duisburger Filmwoche. Kurz vor dem Festival fand auch wieder das Warm-Up in einer Bochumer Bar statt.

 

Kinder- und Jugend-blicke
2022 fanden in den Oster- und Herbstferien zwei Video-Workshops für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 14 Jahren statt. Angeleitet von Profis produzierten sie einen Trick- und einen Spielfilm. Die Workshop-Teilnehmer*innen haben die Filme selbst entwickelt, standen vor und hinter der Kamera. Zum Abschluss wurden die Teilnehmer*innen mit ihren Familien ins Kino eingeladen, wo ihre Filme auf der großen Leinwand Premiere feierten.
Zu ihrem vielleicht ersten Kinobesuch waren im Rahmen des Kinderprogramms außerdem Kita-Gruppen eingeladen. In den zwei unterschiedlichen Programmen konnten sie selbst aktiv und kreativ werden und in einem Geräuschequiz Töne aus den geschauten Filmen erraten, Spiele aus dem Film nachspielen und mit einem Praxinoskop die Entstehung bewegter Bilder kennenlernen